Alarmanlagen-Forum - Alarmforum - Fachforum für Sicherheitstechnik
EMA Kabel Aufputz? - Druckversion

+- Alarmanlagen-Forum - Alarmforum - Fachforum für Sicherheitstechnik (https://www.alarmforum.de)
+-- Forum: Einbruchmeldeanlagen, Installation / Planung, herstellerunabhängig (/forumdisplay.php?fid=30)
+--- Forum: Planung (/forumdisplay.php?fid=93)
+--- Thema: EMA Kabel Aufputz? (/showthread.php?tid=19333)



EMA Kabel Aufputz? - AnoNym - 09-04-2022 09:12

Frage eines Laien: sind aufputz-verlegte Kabel einer EMA nicht ein Sicherheitsrisiko?

Geplant ist der nachträgliche Einbau einer hybriden EMA in eine 3-Zimmer-Wohnung, wobei manche der Elemente mittels an der Decke geführtem Kabelkanal mit der Zentrale verbunden werden.

Der professionelle Errichter meint, das wäre (wegen der Sabotagelinie?) kein Problem. Ich frage mich jedoch, ob nicht so z.B. ein Eindringling mit entwendetem Eingangstür-Schlüssel schnell und einfach die "richtigen" Kabel in 2m50 Höhe unterbrechen würde, bzw. über die Kabelkanäle die EMA-Zentrale und den Internet-Router finden und außer Betrieb nehmen würde.

Oder ist die alternative Anbindung der Elemente mittels Funk genauso anfällig (Stichwort Jammer)?


RE: EMA Kabel Aufputz? - Martina H. - 09-04-2022 09:35

Willkommen im Forum!

Wenn die Außenhaut überwacht wird (Fenster, Türen, Öffnungen) und auch die Zentrale in einem gesicherten Bereich (Bewegungsmelder) hängt, ist durch die von Deinem Errichter genannte Sabotageüberwachung eigentlich alles abgesichert. Lightbulb

Der Einbrecher muss ja zuerst irgendwo rein, dies wird durch das Öffnen der Tür oder des Fensters erkannt und Alarm ausgelöst. Dann muss er zuerst mal wissen, wo die Zentrale hängt, denn die wird - richtig parametriert, direkt den Alarm melden. Ein Wanddurchbruch könnte mittels Alarmtapete oder Bewegungsmelder erkannt werden. Es gibt zweischalige Wände, wo zwischen diesen beiden Wänden der Luftdruck überwacht wird ... Angel

Man könnte die Kabel im Kabelkanal noch mal (z. B. durch Stahlrohre) sichern, aber bei Deiner 3 Zimmerwohnung und einem Laptop sowie Flachbildfernseher halte ich das etwas übertrieben. Rolleyes

Sämtliche Leitungen, Bewegungsmelder, Zentrale, Akustische/Optische Signaleinheiten sind in diese Überwachung mit einbezogen. Wenn Deine Zentrale als Alarmierungsweg zusätzlich GSM hat, könnte selbst die Telefonleitung sabotiert werden. Mit dem richtigen Budget ist Vieles möglich Wink

Und der Schlüssel einer Eingangstür sollte nicht dazu nutzbar sein, dass man eine Alarmanlage unscharf schalten kann. Hierfür gibt es Teile, die mit PIN (Geistig) und Coin/Karte/Chip (Materiell) eine doppelte Sicherheit bieten.


RE: EMA Kabel Aufputz? - 5624 - 09-04-2022 10:09

Ja, es gibt die klare Empfehlung, dass Kabel verdeckt installiert werden sollten. SOLLTEN, nicht müssen.
Innerhalb des Sicherungsbereichs und insbesondere in deinem Fall, stellt es keinerlei Gefahr dar, da die Linien ja ständig überwacht sind. Sprich wenn im unscharfen Zustand jemand die Leitung angreift, dann wird es je nach Meldertyp und Verschaltungsart als Sabotage erkannt oder nicht, aber in jedem Fall wird eine Unterbrechung oder ein Kurzschluss erkannt, womit die Linie verstimmt ist und du nicht scharfschalten kannst. Auch muss ein Angreifer wissen, wie das Kabel belegt ist, auf welchem Weg die Übertragung von Melder zu Zentrale läuft, welcher Abschluss verwendet wird und dann hat man bei einer normkonformen Anlage nur 250 Millisekunden Zeit, um die Anlage zu täuschen.

Im scharfen Zustand der Anlage resultiert daraus ein Alarm.

Wenn es heute Angriffe auf Einbruchmeldeanlagen gibt, ist es der Übertragungsweg zur hilfeleistenden Stelle, welches auch schon durch die entsprechenden Normungsgremien erkannt wurde. Früher wurde ein solcher Angriff bis zu 24h nicht erkannt, heute befinden wir uns im Minutenbereich, wenn nicht sogar Sekundenbereich.

Alles in allem ist ein Angriff auf ein AP-geführtes Kabel möglich, aber unwahrscheinlich.


RE: EMA Kabel Aufputz? - angos_ - 09-04-2022 11:28

Moin,

Decken und/oder Dachböden ggf. mit absichern. Hatten wir alles schon ;-) Aufschaltung zum WD immer als stehende Verbindung mit Ersatzweg.

Restlebensrisiko bleibt auch dann.

Viel Erfolg

Andreas


RE: EMA Kabel Aufputz? - AaronK - 09-04-2022 11:37

Sichtbar verlegte Kabel außerhalb des Sicherungsbereichs sind tendenziell durchaus etwas problematisch, aber auch nur überaus unwahrscheinlich erfolgreich zu manipulieren vorallem ohne detaillierte Kenntnis der Anlage und bei Nutzung von widerstandsüberwachten Linien. Im Sicherungsbereich spricht da absolut nichts dagegen.

Zitat:Ich frage mich jedoch, ob nicht so z.B. ein Eindringling mit entwendetem Eingangstür-Schlüssel schnell und einfach die "richtigen" Kabel in 2m50 Höhe unterbrechen würde
Der Alarm wird ja aber bereits dann ausgelöst, wenn er die Tür öffnet oder eben einige Sekunden später. In den paar Sekunden wird er nicht die Alarmzentrale finden und ausschalten. Und wenn er das Kabel einfach nur unterbricht in den paar Sekunden Eingangsverzögerung, löst er direkt den Sabotagealarm aus.

Zitat:Oder ist die alternative Anbindung der Elemente mittels Funk genauso anfällig (Stichwort Jammer)?
Ja und nein. Funkkomponenten können leichter gestört werden als Drahtübertragungen, das ist Fakt, die Alarmzentrale erkennt es aber und löst entsprechenden Sabotagealarm aus. Also hat man durch einen Jammer keinen ernsthaften Vorteil - sofern die Anlage korrekt parametriert ist. Es gibt da draußen auch Anlagen, bei denen steht Jamming statt auf Sabotagealarm auf Störungsmeldung und dann ist das natürlich suboptimal... Aber das ist dann kein Nachteil davon, dass es Funk ist, sondern ein Nachteil mangelhafter Konfiguration... Ich stell ja auch eine durchtrennte Drahtleitung nicht auf Störung, sondern auf Sabo.

AP-Kabel sind durchaus besser als Funk, solange man optisch damit leben kann:
- Weniger Stör- und Manipulationsanfällig
- Keine Batteriewechsel nötig
- größere und herstellerunabhängige Komponentenauswahl

Zitat:bzw. über die Kabelkanäle die EMA-Zentrale und den Internet-Router finden und außer Betrieb nehmen würde.
Wenn das Objekt so klein ist, dass zu befürchten ist, dass ein Einbrecher während der Eingangsverzögerung die Alarmzentrale finden könnte und hierbei nicht sowieso Bewegungsmelder, die nicht verzögert reagieren durchschreitet, dann wäre da entsprechend zusätzlich eine Fallensicherung nur für die Zentrale z.B. als zusätzlicher Bewegungsmelder im Bereich der Zentrale anzubringen, die natürlich auch während der Eingangsverzögerung sofort reagiert.


RE: EMA Kabel Aufputz? - AnoNym - 09-04-2022 20:41

Liebe/r @Martina H, @5624, @angos_, @KMsicherheitstechnik,

herzlichen Dank für euer nettes Willkommen-im-Forum sowie die vielen raschen, kompetenten und verständlichen Antworten, Erklärungen und Denkansätze.

(09-04-2022 09:35)Martina H. schrieb:  Immer daran denken: Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wobei die Schwierigkeit ist, das schwächste Glied als solches zu erkennen, bevor es andere erkannt haben!
Ja, das meint der voraussichtliche Errichter auch: "Eine gut geplante EMA lässt sich auch von einem Einbrecher nicht überlisten, der sämtliche Pläne hat".
Und so versuche ich, mich in eine Welt hineinzudenken, die mir noch völlig fremd ist.

(09-04-2022 11:37)KMsicherheitstechnik schrieb:  Wenn das Objekt so klein ist, dass zu befürchten ist, dass ein Einbrecher während der Eingangsverzögerung die Alarmzentrale finden könnte und hierbei nicht sowieso Bewegungsmelder, die nicht verzögert reagieren durchschreitet, dann wäre da entsprechend zusätzlich eine Fallensicherung nur für die Zentrale z.B. als zusätzlicher Bewegungsmelder im Bereich der Zentrale anzubringen, die natürlich auch während der Eingangsverzögerung sofort reagiert.
Ich glaube, diesen Gedanken werde ich weiterverfolgen!