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Sicherheitsbedürfnis trotz knappem Budget?
18-10-2015, 00:22
Beitrag: #1
Sicherheitsbedürfnis trotz knappem Budget?
Hier ist ein Auszug aus einem anderen Thema, in dem der Themenersteller ein Budget von rund EUR 350,- vorgab und dafür nahezu umgehend einigen Gegenwind erntete.

Unser Mitglied "ruunnerr" hat eine (gerade von den Profi-Errichtern) oft nicht bedachte Alternative benannt:
(11-10-2015 18:47)ruunnerr schrieb:  Bei dem Budget lohnt es sich wahrscheinlich mehr du schaust nach was gebrauchtem. Das gibts bei ebay auch. Wink
Manche Alarmanlagen benötigen allerdings spezielle Software oder Programmierkabel.
Klar gibt es bei ebay & Co. auch Risiken (gerade bei Privatverkäufen), aber das Risiko kann sich durchaus lohnen!

Und unser Mitglied "keinbruch" hat das Ganze sehr schön gelöst und folgenden Text dazu verfasst:

(13-10-2015 11:45)keinbruch schrieb:  Wenn Du Dein Budget nicht in den Sand setzen möchtest, empfehle ich Dir folgendes. Zunächst solltes Du Dir mal -sofern nicht bereits geschehen- Gedanken machen, was genau Deine Zielsetzung ist und was genau die gewünschte EMA leisten soll. Man erlebt es immer wieder, dass in einer Nachbarschaft oder im Freundeskreis ein Einbruch verübt wurde und dann alle Nachbarn/Freunde losrennen und denken: "Ich brauche eine Alarmanlage um mich zu schützen". Oft wird dabei aber vergessen darüber nachzudenken, wieviel Sicherheit ein solches Produkt wirklich bringt. Eine Alarmanlage oder vielmehr eine Einbruchmeldeanlage wird, wenn man das richtige Produkt wählt und die Projektierung stimmt einen Einbruch melden, mehr nicht.

Eine häufige Zielsetzung sieht aus Erfahrung so aus: "Ich möchte nicht nachts von Einbrechern in den eigenen vier Wänden überrascht werden." oder "Ich möchte keine Fremden im Haus haben, die meine Sachen durchwühlen" und "Ich möchte nicht, dass Wertgegenstände und Gegenstände mit hohem ideellen Wert gestohlen werden".

In den meisten Fällen, soll also der Einbruch verhindert werden. Hierzu kann eine EMA beitragen, aber es in keinem Fall alleine sicherstellen.

Optimalen, wenn auch nie 100%igen, Schutz bietet nur ein Komplettkonzept aus persönlichem Verhalten, baulichen und mechanischen Sicherungen und einer elektronischen Absicherung mit entsprechender Intervention im Ernstfall. Ein solches Konzept erfordert einiges an Erfahrung und Wissen. In eine solche Projektierung müssen auch die Faktoren, wie Makro- /Mikrolage des Objektes, Gefährdungsanalyse etc. berücksichtigt werden. Das kann man sicher selbst machen in dem man sich von der Kripo kostenlos beraten lässt und sein Objekt und Verhalten aus den Augen eines Einbrechers mal unter die Lupe nimmt, aber ein Risiko bleibt halt.

Beispiele für sinnvollen Einsatz einer EMA:
Wertvolle Uhrensammlung soll geschützt werden. Also Wertschutzschrank mit entsprechender Widerstandsklasse, fest verankert an verdeckter Stelle und Standort und Vorhandensein nicht und mit niemandem kommuniziert. Dann EMA mit Außenhautsicherung und Fallenüberwachung sowie Aufschaltung auf einen Sicherheitsdienst mit Intervention. Sofern die Interventionszeit geringer ist, als die benötigte Zeit den Tresor zu knacken -> Keine Chance für den Dieb.

Bedenkliches Beispiel:
Leib, Leben, Privatsphäre sowie alle Wertsachen im Haus sollen geschützt werden. EMA mit Fallenüberwachung. Nachts nicht aktiv. Fensterborer kommt oder es wird gehebelt, morgens großes Hallo, weil nichts bemerkt.

Gerade kam mal wieder ein Bericht über Einbrüche im Fernsehen. da wurde von einer Frau berichtet, bei der ein Tageswohnungseinbruch auch schweren psychischen Schaden anrichtete. Die Frau hatte zur Absicherung Videokameras installiert. Jetzt kann sie sich immer wieder den Einbruch in Farbe ansehen, aber der Schaden bleibt. Hätte sie das Geld stattdessen in eine zusätzliche Sicherung der Terrassentüre investiert, wäre es wohl beim Versuch geblieben und der größte Schaden abgewendet worden.

Also bitte mal Gedanken machen, was soll die Anlage melden und wohin. Wichtig ist auch, was soll dann passieren. Ist damit das Schutzziel erreicht?

Noch etwas zur Alarmierung aufs eigene Handy und Aussensirene (wenn auch schon oft hier durchgekaut):
Es wird immer wieder angenommen, dass das losheulen der Aussensirene reicht um das Schutzziel zu erreichen. Die wenigsten Menschen reagieren noch auf sowas. Dass Passanten oder Nachbarn de Polizei informieren kann, muss aber nicht sein. Selbst eingreifen werden (glücklicherweise) die wenigsten. Einen Täter kann (muss aber nicht) das Geheule von der Tatausführung abhalten. Aber auch das ist nicht sicher und hängt von vielen Umständen ab. Organisierte Banden oder Profis lassen sich hiervon oft nur begrenzt abschrecken. Aktuell werden in normalen Privatobjekten die Einbrüche meist abgebrochen aber im Gewerbebereich gibt´s immer häufiger Blitzeinbrüche (Elektronikmärkte, Tankstellen, Verbrauchermärkte) wo auf den Alarm geschissen wird. Auch im Privatbereich wird es sich auf Grund neuer Tätergruppen sicher in diese Richtung entwickeln. Gerade jetzt haben Sie wieder ein paar hochwertige Autos trotz heulender Sirene aus der Garage eines Einfamilienhauses geholt. Wachdienst kam dann später und konnte nur noch den Einbruch an die Polizei melden. Die Täter waren schon längst weg. We hier immer wieder empfohlen sollte es drinnen richtig Lärm geben, draußen nicht unbedingt. Hinzu kommt, dass man anhand der Aussensirene häufig schon erkennen kann, was drinnen hängt. Wenn ich so ein lustiges Ding von der auch häufig hier angefragten Ol...ia Anlage sehe, dann würde es mich schon reizen, da einfach mal auszuprobieren, was passiert, wenn man sich mal da ungebeten drinnen umsieht.

Also meine Empfehlung: Drinnen Krach und draußen mit ner Markensirene ohne Funktion zeigen, dass da was verbaut ist. Der Täter an der Terassentüre der von innen angeschrien wird, kann eh nicht feststellen,ob die Sirene vorne heult. Ob ein Einbruch beim Aufheulen des Alarms sofort beendet wird hängt neben der Tätergruppe auch von vielen Faktoren ab. Geht der Alarm los, bevor der Täter die mechanischen Sicherungen überwunden hat, ist die Wahrscheinlichkeit eines Abbruch am höchsten. Ist das Fenster aber schon auf oder er steht schon drinnen und es liegen Handy, Tablet, Schmuck, Brieftasche etc. offen sichtbar rum, dann wir er die wenigen Sekunden nutzen, diese Dinge einzustecken. Auch spielt es eine Rolle, ob dichte Wohnbebauung oder Alleinlage, ob freier Fluchtweg...

Alarm aufs eigene Handy: Bist Du IMMER erreichbar oder hast Du Funklöcher, Meetings, Kinobesuche, Flugreisen...? Und wenn ja, was genau machst Du, wenn Du ne Meldung bekommst? Eine ganz banale Frage auf die die Meisten aber keine Antwort wissen. Meist kommt da: "Vielleicht die Polizei anrufen" oder "mal beim Nachbarn fragen, oder der nachschaut". Beides sicher keine so gute Idee. Zumindest in NRW ist der Leitstelle freigestellt, ob sie auf die Meldung einer aktivierten Alarmanlage reagiert. In Köln kommen im Jahr über 3500 Einsätze auf Grund von Falschalarmen zusammen. Da haben die keinen Bock drauf. Ausserdem musst Du einen Falschalarmeinsatz bezahlen. Spätestens beim zweiten Falschalarmeinsatz haste mehr für die Polizei als für Deine Anlage ausgegeben. Und den Nachbarn fragen würde ich nur, wenn man ihn wirklich gar nicht leiden kann. Was, wenn es doch ein Realfall ist, dann steht der auf einmal einem oder mehreren Straftätern gegenüber?!

Ich möchte nur verhindern, dass Du dir jetzt eine EMA installierst und irgendwann der Tag kommt, wo sie ihre Aufgabe erfüllen muss und Du dich dann ärgerst, weil Du die Nachricht erst ne Stunde später bekommen hast, dann nach Hause fährst und da in einer durchwühlten Wohnung stehst und Dir denkst: Jetzt hat die EMA garnichts gebracht. Das Unsicherheitsgefühl ist wieder da, die Wertsachen fehlen.

Wenn du die Frage, ob Dich eine EMA in der aktuellen Situation an Dein Ziel bringen kann mit Ja beantwortest, dann und nur dann macht es Sinn über eine mögliche Lösung nachzudenken. Andernfalls spare Dir das Geld.

Bei der Auswahl der EMA ist neben der speziellen und individuellen Funktionen in erster Linie die Zuverlässigkeit besonders wichtig. Wie beschrieben kosten Falschalarmeinsätze der Polizei richtig Geld, die Nachbarn sind irgendwann voll genervt und Du selbst vertraust der Anlage nicht mehr und reagierst nicht mehr auf Alarmmeldungen oder schaltest sie ab. Auch dann hast Du viel Geld verloren.

Zunächst solltes Du mal hier im Forum schauen, über welche Anlagen so gesprochen wird. Diese kannste Dir dann mal genauer ansehen und schauen, was zu Dir passt. Im unteren Preissegment werden hier die Anlagen von Jablotron (auch Indexa oder Monacor) Oasis , die Abus Secvest, die Lupusec XT1 oder besser XT2 als akzeptabel angesehen (Alles Funkalarmanlagen, aber zum Teil auch als Hybrid zu nutzen). Es gibt da auch noch ein paar "Exoten" von denen man hört, dass sie funktionieren sollen. Zum Beispiel bietet ElectronicsLine die IConnect 2way an, die aber nicht so einfach zu bekommen ist, dann gibts von der gleichen Firma noch die bereits oben erwähnte Commpact, die ebenfalls von Monacor vertrieben wird. Im verkabelten Bereich wäre vielleicht wirklich eine Terxon was für Dich.

Bei der Ausführung der Anlage solltest Du aber eine komplette Überwachung umsetzen. Halbe Sachen bringen Dich nicht weiter. Für mich würde das mindestens bedeuten: Alle Fenster und Türen mit Öffnungsmeldern (und optimaler Weise auch Glasbruchmeldern) auch im OG und je nach Objekt ein oder mehrere Bewegungsmelder. Solltest Du dich doch entgegen der zahlreichen Empfehlungen in diesem Forum für eine reine Handyaufschaltung entscheiden, so wäre es sicher sinnvoll eine oder mehrere Kameras einzusetzen um einen Alarm zu verifizieren. Wenn Du der Polizeileitstelle sagen kannst "ich kann zwei Personen in meiner Wohnung sehen, die dort Schubladen durchwühlen", dann werden die tätig und je nach Kapazität ist dann so einiges im Anrollen. Der Einbruch ist auch hiermit nicht verhindert, aber evtl. kann die Tatausführung zumindest beendet werden oder das Diebesgut zurückgeholt werden.

Insgesamt wird es mit dem von Dir erwähnten Budget aber nicht möglich sein, was gescheites auf die Beine zu stellen. Aber lass die Finger von einer Anlage, die zwangsläufig in der Nähe der Türe installiert werden muss, weil kein abgesetztes Bedienteil, die zudem über eine mit Klinkenstecker verbundene Sirene verfügt, einen Ausschalter auf der Rückseite hat und die neu im Komplettset bei Alibaba für 70€ zu bekommen ist.

Wenn du alles selbst erledigen möchtest, mache Dir bitte auch die Risiken klar und frage Dich, ob du sie eingehen willst. Wenn ja, ist es ok, weil Du Dich aktiv dafür entschieden hast und Du Dich im Ernstfall nicht ärgerst, wenn was nicht klappt.

Du musst Dir nur im Klaren ein:
- ein falscher Haken oder Fehler in der Konfiguration kann dazu führen, dass ein Einbruch nicht gemeldet wird
- falsch installierte Sensoren, können das Falschalarmrisiko enorm erhöhen (Erinnere mich an einen Bericht hier im Forum, wo ein Bewegungsmelder im Wintergarten eine ganze Reihe von Alarmen auslöste und die Nachbarschaft in Aufruhr versetzte)
- Ein Denkfehler in Projektierungsphase kann zu einer falschen Auswahl der Anlage führen, was man erst merkt, wenn man sie in Betrieb nehmen oder erweitern möchte (Anzahl Bereiche oder Zonen, Möglichkeiten der Ansteuerung der Signalgeber, Alarmreaktionen, fehlende Bedienoptionen...)

Eigentlich ist es absolut sinnvoll eine Anlage verdrahtet auszuführen. Allerdings mit unzureichender Erfahrung in diesem Bereich wäre es vielleicht besser, auf eine der oben genannten funklastigen Anlagen zurückzugreifen, da diese für den Consumer Markt gedacht und damit etwas leichter umzusetzen sind. Zumindest bei der Jablotron und ich meine auch bei der Commpact lassen sich einzelne Drahtzonen umsetzen. Die Batterielaufzeiten der genannten Anlagen sind soweit sicher ok.

Aber auf jeden Fall die Zeit nehmen, alle Szenarien mal theoretisch durchzuspielen und genau schauen, was, wann und wie es passieren soll im Falle der Fälle und dann schauen, ob und welche Lösung dich da hinbringt. Wenn man aktiv Autorennen fahren will und nur 7000€ hat, dann macht es auch keinen Sinn einen Dacia zu kaufen. Dann lässt man es einfach und spart sich die Fehlinvestition.

Etwas mehr als 350€ werdens aber werden. Auch beim preisgünstigsten Modell und Selbstinstallation. Aber ne Jablotron Oasis im GSM Set mit einem Bewegungsmelder, einem Funköffnungsmelder und einem Drahtöffnungsmelder, einer Funksirene für drinnen, dazu evtl. noch ne Drahtsirene für drinnen und einen Signalgeber-Dummy von Abus für draussen müsste für ca. 800€ im Internet zu schießen sein. Die Commpact/Secuself würde mit 2 Öffnungsmeldern, 1 Bewegungsmelder und einem Funkbedienteil bei nur unter 500€ liegen! Für ne zusätzliche IP-Cam verlangen die 169€ und eine Funkaussensirene (evtl für drinnen) liegt bei ca. 150€! Vielleicht kann ja jemand aus dem Forum mal sagen, ob die was taugt.
Viel Erfolg bei Deinem Vorhaben.

Vielen Dank für diese Ansätze, die sich jeder Neuling (nicht nur die mit knappem Budget) hier im Forum durchlesen und beherzigen sollte (auch einige der anwesenden Errichter könnten aus dem Stil noch etwas lernen Wink)

Viele Grüße
Olli
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Sicherheitsbedürfnis trotz knappem Budget? - Ollik - 18-10-2015 00:22



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