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Hallo Martina,
tatsächlich ist es in solchen Fällen meist nicht so, dass die Hersteller selbst das althergebrachte unbedingt fallen lassen wollen. Vielmehr sind sie ihrerseits von Zulieferern abhängig und die Alarmanlagenbranche ist zu klein als das es irgendeinen Chip-Riesen sonderlich kratzen würde, was ein Telenot für Verbindlichkeiten hat. Telenot kratzt gerade an der 100 Mio.€ Umsatzmarke und ist damit auf die Elektronikbranche als Ganzes bezogen eine ziemlich unbedeutende Hinterhof-Bastelbude.
Damit hat ein Telenot gleich mehrerer Probleme:
1. Bei der Größe können die sich lange keine 200-Mann-Entwicklungsabteilung leisten. Hauptsächlich deswegen dauert es ewig (Jahre!), bis z.B. so eine Hiplex endlich läuft. Und wenn ein Produkt dann endlich fertig ist, dann muss das auch eine ganze Weile produziert und verkauft werden, um den Entwicklungsaufwand wieder zu verdienen.
2. Dadurch sind die Sachen, die die verkaufen aber technologisch gesehen auch alle "uralt". Viele Leiterplatten aus der complex-Welt (EMZ, MGM's, FGW, etc.) sind technologisch auf dem Stand von 2000. Also 25 Jahre alt. Und auch die hiplex hat schon (entwicklungstechnisch) 10 Jahre auf dem Buckel.
3. Beides zusammen führt dazu, dass die schlicht die Bauteile für die Leiterplatten nicht mehr kaufen können. Aufgrund des Alters werden von den Zulieferern immer mehr Bauteile abgekündigt. Und Telenot bleibt nichts anderes übrig, als dann irgendeinen Ersatz zu suchen, die Leiterplatte entsprechend anzupassen und zu ändern, ggf. den ganzen Zulassungszinober im Hintergrund durchzuziehen, nur um den alten Kram irgendwie weiter produzieren zu können. Ich gehe davon aus, das zuletzt 2-3 Vollzeitstellen nichts anderes gemacht haben, als die complex irgendwie am Leben zu halten. Deswegen wird der Leidensdruck irgendwann so groß, dass man das alte Ding nur noch loswerden und beerdigen will.
Daran hängt mitunter ein riesen Rattenschwanz an Folgeproblemen.... Heute wird irgendeine Kondensator-Familie eingestellt. Die neuen scheinen erstmal zu passen, aber auf einmal hat die Fertigung 20% Ausschuss, weil der Footprint irgendwie nicht mehr passt und die Bauteile beim Löten hochklappen. (
Tombstone) Morgen fliegt der Mikrocontroller beim Hersteller aus dem Programm. Das wird zwar rechtzeitig vorher abgekündigt und Du hast noch einen Last-Buy, aber man kann die Dinger nicht beliebig lange auf Halde legen, weil die IC-Gehäuse Feuchtigkeit ziehen und dann beim Reflow-Löten platzen. Dann hat der Hersteller vielleicht doch noch einen pinkompatiblen Ersatz, aber da muss dann erst noch die Software angepasst werden.
Irgendwann fängst Du dann an, aus Verzweifelung Bauteile beim Broker zu kaufen, weil die kein anderer mehr liefern kann. Dann kommt endlich die rettende Charge von 60.000 IC's und Du merkst, dass das aber leider alles Chinesische Fälschungen und unbrauchbar sind.
Ich wette, dass an dem Tag, an dem die letzte complex vom Band läuft, irgendeiner bei Telenot ne Flasche Sekt aufmacht, dass er das Ding endlich los ist.
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P.S.
Mal so ein paar typische Größenordnungen, was Mikroprozessoren und ähnliche IC's auf den Telenot Leiterplatten angeht:
1.000 Stück pro Jahr - Da redet kein Lieferant ernsthaft mit Dir, wenn Du nicht sonst guter Kunde bist.
10.000 - Solche Mengen kauft Du beim Distri.
100.000 - Solche Mengen kaufts Du beim Distri und der Hersteller fängt an, überhaupt mal mit Dir zu reden. Dies dürfte die Größenordnung sein, in der Telenot unterwegs ist.
1.000.000 Stück pro Jahr. - Hier wirst Du langsam für den Hersteller interessant. Wenn Du viele Bauteile kauft, jeweils in solchen Stückzahlen, dann kannst Du vielleicht sogar direkt beim Hersteller kaufen.
10.000.000 Stück pro Jahr - Hier erfüllt der Hersteller Dir dann auch Deine Wünsche und produziert das Bauteil nur für Dich weiter. Davon ist ein Telenot aber meilenweit entfernt.