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Nur 4% der Deutschen haben eine Alarmanlage?
08-06-2016, 17:21
Beitrag: #10
RE: Nur 4% der Deutschen haben eine Alarmanlage?
Ich denke auch, das Problem ist einfach, dass wir in unserem freiheitlichen demokratischen Schlaraffenland gerne mal naiv sind.

Da steht dann Konsum deutlich vor Schutz. Für ein Iphone legen die Menschen gerne mal etliche hundert Euro auf den Tisch um es im nächsten Jahr durch die neue Generation zu ersetzen. 5.000€ für die eigene Sicherheit über Jahre ist aber kein Thema.

Wir sind so erzogen. Immer nett und hilfsbereit heißt es zu sein, nein sagen kann keiner. Die Gesetzgebung und Strafverfolgung ist auf den braven Bürger bezogen, der sich mal einen Fehltritt leistet und nicht auf kriminelle Gestalten, die gewerbsmäßig genau unsere Tugenden ausnutzen und hierbei ohne Rücksicht und straff organisiert vorgehen. Hierzulande steht Rehabilitation und Wiedereingliederung an erster Stelle, die einen Osteuropäischen Mitbürger nicht die Wurst interessiert.

So langsam bekommen die Leute Angst. Leider aber unspezifisch und sie stehen hilflos da, können sie nicht kanalisieren. Dann läuft man bei Pegida mit und wählt nun anders. Der Staat wird´s dann schon richten.

Es spricht sich halt rum, dass wir beim Antanzen eher peinlich berührt und unsicher reagieren, statt das Eindringen in die persönliche Individualdistanz wirksam und wehenhemmend zurück zu weisen. Es spricht sich herum, dass Eigentumsdelikte eher lasch geahndet werden, dass wir beim Anruf eines vermeindlichen Enkels trotz schlechtem Bauchgefühl Unsummen von der Bank holen, dass hierzulande kaum jemand im Besitz einer Schusswaffe ist und wenn doch er diese wahrscheinlich nicht einsetzt um nicht selbst Probleme zu bekommen. Es spricht sich herum, dass wir zu jeder Tages und Nachtzeit die Türe öffnen ohne zu wissen, wer da steht. Es spricht sich herum, dass Kriminalität in den Köpfen der Menschen nicht immer präsent ist und wir sehr nachlässig sind. Außerdem sind wir auch über die Staatsgrenzen hinweg dafür bekannt uns gegen alles und jeden zu versichern, da trifft uns ja ein materieller Verlust nicht. Außerdem muss man ja kein schlechtes Gewissen haben, wenn man jemanden bestiehlt, der für einen neuen Flachbildfernseher ein halbes durchschnittliches Jahresgehalt meines Heimatlandes ausgibt.

Kurzum: Wir sehen uns zwar zunehmend bedroht, aber wir nehmen es nicht selbst in die Hand. Der Staat aber kann das bei Weitem nicht leisten. Wir wiegen uns derweil aber in trügerischer Sicherheit, bis wir nachts die Polizei rufen, weil sich 4-6 Südosteuropäische Mitmenschen gewaltsam Zutritt zu unserem Wohnhaus verschaffen möchten, in dem wir uns gerade aufhalten. Erst dann merken wir, dass "dann rufe ich die Polizei" bedeutet, dass die fast 15 Minuten später mit einem Wagen und 2 Personen anrückt und das im Ernstfall dann doch etwas spät sein könnte.

Übrigens es stimmt, dass Wohnungseinbrüche (wieder) zunehmen. Aber kurz nach Mauerfall war es noch erheblich schlimmer. Mich schockiert nur die Vorgehensweise der neuen Tätergruppen und wie wir uns dennoch verhalten.

Dann kommt noch dazu, dass wir in Deutschland oft eine falsche Vorstellungen von Einbruchschutz und elektronischer Sicherung haben. Wenn dann im fernsehen ein "Ex-Einbrecher" erzählt Alarmanlagen seien kein Problem, denn "meist hingen die Sirenen draußen an Drähten. Dann kappt man die und gut.", dann weiß man, welche Vorstellungen da herrschen. Paar Tage darauf hat diesen Tipp dann bei uns in der Gegend jemand versucht in die Tat umzusetzen wurde festgenommen. Aber so wie dieser ex-Einbrecher denken doch viele: Alarmanlage = Krach an der Hauswand. Dass da was ganz anderes hinter steckt, kapieren viele nicht. Bei ner richtigen EMA ist man doch dankbar, wenn sich der Täter zunächst nur an der Sirene zu schaffen macht. Dann ist die Meldung raus, bevor er angefangen hat zu hebeln. Den dann einzusammeln ist keine Kunst.

Wir müssen uns halt schützen. Hier ist jeder einzelne in der Verantwortung. Auch wenn wir das denken, es hat doch nichts mit Misstrauen oder Paranoia zu tun einen vernünftigen und angemessenen Schutz zu schaffen. Einfach mal Nein-sagen lernen, Vorsicht walten lassen und Übertritte eigener Grenzen auch deutlich zu beantworten.

Ich bin sicher hilfsbereit und freundlich, aber eine gewisse Vorsicht sei mir bitte von meiner Umwelt gestattet. All die Technik bringt nix, wenn unser Verhalten sich nicht ändert. Da schrauben die Leute Videokameras überall hin und wenn es klingelt will man aber doch nicht unhöflich sein und öffnet.

Bin schon einige Male in Afrika gewesen. Seeehr freundliche Leute überall und gastfreundlich ohne Ende (mehr als bei uns). Dennoch kennt da jeder die Grenzen von sich und anderen und diese werden verteidigt. Also das eine schließt das andere nicht aus. Auch ich selbst verhalte mich dort nochmals eine Spur anders.

Eine Anekdote:
Wir fuhren mit Dachzelt etc. (somit als Touri mehr als deutlich zu erkennen) durch einige Gebiete Botswanas. Am Ortseingang eines kleines Nestes in der Nähe eines NP stand ein Mann auf der Straße und ein Hund lag mitten auf selbiger. Mittels Gestikulierens bat man uns anzuhalten und zu helfen. Also was macht der brave Deutsche?!?!

In Botswana weiß man, dass wir Haustiere über alles lieben. Man weiß auch, dass wir wohl westliche Touristen sind. In den kleinen Orten dort kennt jeder jeden und man hilft sich untereinander. Hunde sind dort eher eine Plage oder aber werden als Nutztier eingesetzt. Ein krankes Tier würde man auf den Arm nehmen und zu Dorf-Medizinmann bringen. Wieso also einen Touri um Hilfe bitten?

Also: schlechtes Bauchgefühl. Also vorbeigefahren (Allrad usw. neben der Straße her). Und siehe da: Im Rückspiegel sahen wir dann, wie mehrere Personen aus den spärlichen Büschen stiegen.

Wäre der Mann mit seinem Hund weiter dort geblieben, hätte ich höflich an einer der Hütten bescheid gesagt oder wäre nochmals umgedreht. In der Regel ist es aber so, dass von Touris meist Hilfe abgelehnt wird, weil man sich da unten besser selbst zu helfen weis.

Ein paar Tage später fanden wir etliche Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt eine Gruppe Einheimischer mit einem VW Käfer, die offensichtlich liegen geblieben waren. Es war aber keine Tourigegend und nachts ist da normalerweise niemand unterwegs. Sich also nachts auf die Lauer nach einem Überfallopfer zu machen, wäre echt dämlich gewesen. Dieses Sicherheitsrisiko sind wir mit einiger Vorsicht eingegangen und konnten denen dann auch helfen. Sicherer wäre gewesen, den Punkt im GPS zu markieren und den Leuten aus dem Auto heraus zu zurufen, dass wir Hilfe holen.

Überall weis man, der gemeine Deutsche ist höflich, naiv, unsicher und auf Etikette bedacht und halt ganz und gar nicht gemein... Wie häufig hört die Polizei: "Ich hatte gleich so ein ungutes Gefühl...."! Erzählt man den Nachbarn: "Bei mir ist gestern eingebrochen worden" muss man sich anhören: "Ja, da waren auch diese Tage ganz komische Leute in der Straße unterwegs und haben sich auffällig umgesehen. Wann war das denn genau, habe gegen 3 Uhr so komische Geräusche gehört?" Passiert so wirklich ständig. Das Bauchgefühl haben wir meist, aber wir trauen uns nicht diesem zu folgen.

Wenn wir uns nicht ändern, geht das weiter und weiter!!!

Versteht mich nicht falsch: Ich möchte nicht, dass auf einmal niemand mehr hilfsbereit ist und jeder jedem Misstraut. Aber ganz so naiv das geht nicht gut. Aber wir haben´s halt nicht anders gelernt. Man will ja nicht als Denunziant gelten und auch nicht als paranoid oder unfreundlich.

Wir müssen begreifen, dass es nicht unhöflich ist, wenn ich als 80 jährige alleinstehende Dame die Türe nicht öffne, obwohl eine schwangere Frau, die sie noch nie gesehen hat, ausgerechnet bei ihr im 3. Stock nach einem Glas Wasser fragt. Es reicht doch wirklich dort nett zu sagen, dass man selbst alt und gebrechlich ist und daher leider nicht helfen kann, aber dass man gerne einen Nachbarn anruft, der Wasser bringt oder auch gerne einen Krankenwagen ruft.

Und in keinem Land der Welt ist es Sitte Schmuck an wildfremde Menschen zu verschenken, nur weil sie einem den Weg zum Bahnhof erklärt haben, wie blöd sind wir eigentlich!?!? Wenn sowas passiert müssen ALLE Alarmglocken angehen und nicht nur zaghaft etwas Unbehagen aufkeimen. Dann muss es mit ausgestreckter Hand laut und unmissverständlich heißen "STOPP!!!! Lassen Sie dass!" und "HILFE!" wenn man sich dann besser fühlt, kann man ja ergänzen: "Das ist hier nicht üblich."

Höflich und/aber bestimmt, das ist der Weg und aufs Bauchgefühl hören.

Nur wir als Bürger können da grundsätzlich was ändern. Der Staat kann dabei nur unterstützen. So ist es, aber wir begreifen das nicht mit der Eigenverantwortung und wir müssen akzeptieren, dass es Menschen gibt die weitaus weniger Skrupel haben, als wir. Da ist ein 9,99€ Fahrradschloss halt kein Hinderniss, ein kleines Türkettchen hilft da auch nicht und nur eine heulende Suse auch nicht, Fenster mit Rollzapfen sind in wenigen Sekunden offen und Wohnungstüren mit einem oder zwei Tritten. Tresore werden abtransportiert oder notfalls auch vor Ort aufgetrennt, Scheiben eingeschlagen, bei Anwesenheit die Bude ausgeräumt und und und... Das ist alles Realität! Es gibt Menschen, die das wirklich machen. Also bezieht das doch endlich in das alltägliche Verhalten mit ein!

Meine Partnerin hielt mich für paranoid, weil ich im Auto NICHTS offen in der Fahrgastzelle liegen lasse, nirgendwo auf der Welt, wenn ich das Auto verlasse. Nachdem sie dann aber mal eine Handyhülle ohne Inhalt auf der Mittelkonsole Ihres wagens liegen lies und sie am nächsten Morgen weg war, war das Thema paranoid vom Tisch. Wir haben selten Übernachtungsgästen. Im neuen Haus insgesamt nur 4 mal. Einmal davon wurde aus dem Auto des Gastes Laptop, Ipad, Kreditkarte usw gestohlen. Wir wohnen nun knapp 3 Jahre hier und in mein Auto ist noch nie jemand eingestiegen. Bei einigen Nachbarn im Umkreis aber auch schon. In allen mir bekannten Fällen, lagen (Wert)Gegenstände sichtbar im Auto.

So, ist mal wieder ein ewig langer Text geworden, den wahrscheinlich eh keiner bis zum Ende ließt, daher mache ich jetzt mal Schluss. Eigentlich will ich nur sagen: Wir sind es selbst schuld.
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RE: Nur 4% der Deutschen haben eine Alarmanlage? - keinbruch - 08-06-2016 17:21
RE: Nur 4% der Deutschen haben eine Alarmanlage? - Allesgut45 - 07-02-2017, 13:50



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