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Wofür eine Einbruchmeldeanlage? Was kann sie leisten, was nicht?
22-12-2016, 15:13
Beitrag: #1
Wofür eine Einbruchmeldeanlage? Was kann sie leisten, was nicht?
Vorab: Schreibe dies als Endverbraucher, der selbst recht orientierungslos hier aufgeschlagen ist. Verdiene mein Brot anderweitig. Die folgenden Zeilen spiegeln nur meine persönliche Meinung wieder.

Da hier immer wieder Grundlagen erfragt werden möchte ich einmal runterschreiben, was aus meiner Sicht wichtig ist.

Meist sind es Einbrüche in der direkten Nachbarschaft oder im Bekanntenkreis oder gar bei sich selbst, die zu der Idee führen „Ich brauche eine Alarmanlage“.

Bevor man jetzt in Aktionismus verfällt und holter die polter eine wie auch immer gelagerte Anlage anschafft, sollte man sich überlegen, was genau man von der Installation einer solchen Anlage erwartet und, ob diese Erwartungen überhaupt erfüllt werden (können).

Eine brauchbare EMA/ÜMA kann
- abschreckend wirken, da sich Täter die es nicht gezielt auf ein konkretes Objekt abgesehen haben, sich eher den einfachen Weg suchen. Eine sichtbare Außensirene und beim Blick durch ein Fenster erkennbare Bewegungsmelder zeigen diesen Tätern, dass es ungemütlich werden könnte
-dafür sorgen, dass beim Verlassen des Objektes alle Fenster und Türen geschlossen (professionelle Anlagen zeigen auch VERschlossen) sind. Sie sorgt daher für aktive Sicherheit
-einen Einbruch melden. Eine Meldung kann örtlich durch Sirenen erfolgen und so dem Täter zeigen, dass sein Tun entdeckt wurde, sowie Aufmerksamkeit der Nachbarn erwecken und einen Täter zur Flucht animieren. Eine Meldung kann und soll auch als Fernalarm erfolgen und somit Berechtigte oder besser eine rund um die Uhr verfügbare hilfeleistende Stelle informieren und damit einen spezifischen Maßnamenkatalog in Gang setzen.
- das Absetzen eines stillen Überfall-/Bedrohungs-/Panikalarm erlauben und somit eine Hilfeleistungskette in Gang setzen, selbst wenn es den Bewohnern nicht möglich ist ein Telefonat zu tätigen
- Die Bewohner bei Anwesenheit zu warnen und ihnen ermöglichen einen „sicheren“ Ort aufzusuchen und nicht im Schlaf vom Täter am Bett überrascht zu werden
-Verhindern, dass man bei Rückkehr zum Objekt Tätern in die Arme läuft, da durch Blinken der Sirene auf ausgelösten Alarm hingewiesen wird und man bis zum Eintreffen der Sicherheitskräfte in sicherer Entfernung bleiben kann
-die Verweildauer im Objekt begrenzen, sofern eine zeitnahe Intervention stattfindet
-die Festnahmequote erhöhen, sofern eine sofortige Intervention erfolgt
-Folgeschäden (Kälte, Feuchtigkeit bei zerbrochenen Scheiben, oder offenen Fenstern/Türen, aber auch Vandalismusschäden (aufgedrehte Wasserhähne und verschlossene Abflüsse…) verhindern, sofern eine zeitnahe Intervention erfolgt
-

Eine Alarmanlage kann nicht
- Einbrüche wirklich verhindern. Sie setzt keinen mechanischen Widerstand entgegen.
- Garantieren, dass ein Täter seine Tat abbricht, wenn die Anlage Alarm gibt. Immer häufiger gibt es Meldungen, dass die Täter trotz Alarmauslösung weiter gemacht haben. Ob abgebrochen wird hängt von vielen Faktoren, wie Tätergruppe, Lage des Objektes, Tatziel, wurde mit Auslösen gerechnet, ist die mechanische Sicherung bereits überwunden wenn es laut wird…


Eine ganz zentrale Frage sollte daher – neben der Auswahl des Systems - von vorneherein immer sein, was bei Alarm passieren soll. Denn am Ende entscheidet genau das über Nutzen und die tatsächliche Sicherheit, die ein System geben kann. Im Falle der Fälle muss es dann seeehr schnell gehen, blöd, wenn da was nicht passt.


Was soll im Alarmfall passieren? Persönliches Verhalten.

Bereits vor Entscheidung für ein konkretes System, sollte klar definiert werden, was bei Alarm passieren soll. Schlussendlich ist eine Einbruchmeldeanlage „nur“ das technische Hilfsmittel um bei Einbruch unmittelbar die gewünschten Maßnahmen ergreifen zu können. Nicht mehr und nicht weniger. Für die Planung der Anlage ist diese zentrale Frage immanent wichtig. Wenn ich nicht weiß, was bei Alarm passieren soll, wofür brauche ich dann den Alarm.

Hierbei sollte man unterscheiden

1.) Anwesenheit

Was mache ich, wenn nachts bei Anwesenheit die Sirene losgeht? Durchs Haus laufen und nach Einbrechern suchen ist da sicher nicht der beste Weg. Oft herrscht hier Ratlosigkeit. Das optimale Verhalten ist individuell festzulegen und hängt von einigen Faktoren ab. Wo liegt das Schlafzimmer, wie viele Personen gehören zum Haushalt, Kinder, Lage der Kinderzimmer, wo und welche Türen vorhanden… Einschließen und auf Hilfe warten ist aber grundsätzlich die richtige Richtung. Wichtig ist halt, dass Hilfe angefordert wird. Entweder halt Polizei rufen oder über die durchaus sehr empfehlenswerte Notruf Service Leitstelle rufen lassen.

2.) Bei Abwesenheit
Hat sich ein Täter nicht von der Sirene an der Fassade abschrecken lassen und versucht sich Zutritt zu verschaffen ist es enorm wichtig, dass sofort geeignete Maßnahmen eingeleitet werden.
a.) Auf die Wirkung der Außensirene auf die Nachbarschaft zu vertrauen ist eine seeerh schlechte Idee.
- Oft reagieren Nachbarn (sofern überhaupt zuhause) eher zögerlich. Erstmal muss der Alarm wahrgenommen werden, dann lokalisisert, dann weiß keiner was jetzt zu tun ist
- Nachbarn können nicht wissen, wo und wie Alarm ausgelöst wurde. Evtl. schauen sie dann mal vorsichtig, sehen aber die rückwärtige Einstiegstelle nicht
- Oft wird gezögert den Notruf abzusetzen, weil man einen Falschalarm befürchtet und Bedenken hinsichtlich der Einsatzkosten hat
- Nachbarn sollen gar nicht auf Tätersuche gehen. Nicht das diese den Tätern in die Arme laufen und sich dann eine fangen
- Überhaupt müssen die nachbarn die Sirene erstmal wahrnehmen. Bei heutiger Isolierverglasung und gedämmten Häusern…

Man kann sich ja mal selbst beobachten, wie man reagiert, wenn man Geräusche/Sirenen hört.

Sekunden 1-10 „Höre ich da was?“
Sekunden 10-20 „Das ist doch eine Sirene“
Sekunden 20-40 „Mal aus dem Fenster schauen. Mmmh sehe nix. Zweites Fenster. Immer noch nichts zu sehen“
Sekunde 40-60 Mal Schuhe anziehen und Haustürschlüssel greifen und mal nach draussen gehen.
Sekunden 60-90 „Oh das kommt von den Nachbarn zwei Häuser weiter, gehe ich mal vorsichtig hin“
Sekunden 90-120 „Mmmh, nichts zu sehen, die scheinen aber weg zu sein, kein Auto in der Einfahrt, mmmh was soll ich machen??“
Sekunden 120-150 „Dann rufe ich die Nachbarn doch mal an“
Nach 180 Sekunden geht die Sirene wegen gesetzlicher Bestimmungen dann wieder aus.
„Ach ja, war sicher ein Falschalarm“

Örtliche Sirenen, können Aufmerksamkeit erregen, den Täter verschrecken und Zeugen schaffen (Kennzeichen, verdächtige Personen..). Was aber genau passiert, wenn es heult, ist unkalkulierbar. Eine örtliche Alarmierung reicht NICHT aus! Das sind dann die Pressemeldungen „Bei ihrer Heimkehr stellten die Bewohner fest, dass das Objekt durchsucht wurde. Gegen 3:11 wurde offensichtlich ein akustischer Alarm ausgelöst. Zeugen werden gebeten….“

Auch so vollmundige Werbeaussagen der Hersteller wie „die 100db laute Sirene schlägt den noch so hart gesottenen Einbrecher sofort in die Flucht.“ sind absoluter Quatsch.

b) Fernalarmierung
Eine Alarmierung per GSM, Internet… ist daher sehr wichtig. Die Fragen hierbei sind nur
a) WER soll alarmiert werden
b) WAS soll dann passieren
c) WIE kann sichergestellt werden, das IMMER ein Alarm SOFORT und RICHTIG bearbeitet wird
Wenn man sich eingehend und ernsthaft mit diesen Fragen auseinander setzt, wird über kurz oder lang klar, dass nur eine zertifizierte Notrufleiststelle eine Lösung sein kann. Man selbst ist nicht wirklich immer erreichbar (Im Wald kein Empfang, beim Autofahren, im Kino, Restaurant, Handy leise…

Die Aufschaltung einer Alarmanlage auf eine Notrufzentrale (NSL) stellt sicher, dass zu jeder Zeit die geplanten und vorgesehenen Maßnahmen greifen. In der Regel wird die NSL durch einen Anruf im Objekt sicherstellen, dass der Alarm nicht durch die Bewohner ausgelöst wurde. Ist der Alarm so geprüft, greifen die nächsten Maßnahmen. Optimaler Weise sollte jetzt die Polizei und parallel ein Alarmfahrer mit Objektschlüssel informiert werden.



FAZIT:

Für die Abschreckung brauchts eigentlich nur eine Aussensirene. Billige Dummies sind sofort als solche zu erkennen. Aber ein Markenfabrikat ohne Funktion würde diese Anforderung bereits erfüllen. Hierauf zu vertrauen hat aus meiner Sicht mit wirklicher Sicherheit nix zu tun. Für mich ist die abschreckende Wirkung nur ein kleiner Teil des gesamten Sicherheitskonzeptes.

Für eine laute Alarmierung vor Ort braucht´s eine richtige Alarmanlage/EMA. Diese muss zwingend aus zuverlässigem Material bestehen, ordentlich geplant und projektiert sein und die Mindestanforderungen im Bezug auf Zuverlässigkeit, Überwindungssicherheit und wesentlichen Funktionen erfüllen und komplett sein. Nur wenige Falschalarme zerstören die Glaubwürdigkeit, sorgen für Ärger und führen dazu, dass die Anlage absolut wertlos ist. Im richtigen Moment muss die Anlage aber zuverlässig auslösen. Baumarktsysteme und Chinamist sind hier absolut raus!

Wenn ich schon für die örtliche Alarmierung ein anerkanntes, zuverlässiges System benötige ist der Weg zu einem schlüssigen Gesamtkonzept nur noch ein kleiner Schritt. Hier braucht es dann nur noch eine NSL und einen passenden Maßnahmenplan. Nur dann spielt eine Anlage ihre Stärken umfassen aus.
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